Jubel: Herner TC ist Deutscher Meister im Basketball

Basketballerinnen des Herner TC schreiben Herner Sportgeschichte und krönen sich mit einem 80:60-Sieg gegen Keltern zum Deutschen Meister.

Wie sich Gipfelglück anfühlt? Wer am Samstag in der H2K-Arena war, weiß es. Die Halle explodierte förmlich, als das fünfte Spiel der Finalserie beendet war und die Basketballerinnen des Herner TC nach ihrem 80:60-Sieg über die Rutronik Stars Keltern als Deutscher Meister 2019 – und damit als Doublesieger – feststanden. Was sich dieses grandiose Team vor dieser geschichtsträchtigen Saison auf die Fahnen schrieb, hat es konsequent und mit aller Leidenschaft umgesetzt. Den jungen Damen um Kapitänin Emina Karic war wirklich kein Berg hoch genug. Jetzt sind sie ganz oben angekommen, haben den höchsten Gipfel erklommen. Und viele hundert Herner, auch viele Fans aus der Region und natürlich aus den Niederlanden genossen noch stundenlang jubelnd und tanzend das Gipfelglück.

Wissen Sie, was ein Tollhaus ist? Ein Hexenkessel? Vergessen Sie’s. Was an diesem 4. Mai in der H2K-Arena abging, hat Herne noch nicht erlebt. Zumindest nicht in den letzten 50 Jahren. Schon eine halbe Stunde vor dem Sprungball passte keine Maus mehr in die Halle, und die Menschen machten einen Höllenlärm. Der schwoll noch an, als nach dem Einlaufen der Teams und dem Absingen der Nationalhymne der „General“ das Kommando übernahm: Karin Kuijt markierte die ersten Punkte der Partie, begleitet von einem tausendfachen Jubelschrei.

Die „sechste Frau“ macht Höllenlärm

Von da an wurde jeder Punkt des HTC mit ohrenbetäubendem Jubel gefeiert, und bei Kelterner Ballbesitz dröhnte das „defense, defense“ durch die Halle. Mit dem Publikum als „sechster Frau“ im Team setzte sich Herne gleich im ersten Viertel ab. Durch einen 9:0-Run zum 15:6 (7.) verschaffte sich der HTC früh ein bisschen Luft und noch mehr Respekt beim Gegner, als der bereits mitgebracht hatte. Die Sterne rannten sich immer wieder fest, weil Herne nicht nur aggressiv, sondern auch schlau verteidigte und die Hilfen oft genau im richtigen Moment kamen. Nach dem 6:6 (5.) brachten im ersten Viertel nur Kalu und Rakovic je noch einen Ball in der Herner Reuse unter – zu wenig, um diesen HTC aufzuhalten. Denn der spielte seine Angriffe fast fehlerfrei durch, und weil auch die Trefferquote passte, ging es bereits mit einem komfortablen 13-Punkte-Vorsprung (23:10) ins zweite Viertel.

Das Momentum war auf Seiten des HTC, und der nutzte es, spielte sich fast in einen Rausch und baute die Führung bis zur 17. Minute bereits auf 36:14 aus. Unter den Brettern dominierten Jordan Frericks und Natalie Burton, Beatrice Attura, Chloe Bully und Emina Karic zogen zum Korb oder punkteten aus der Distanz. Die Halle stand kopf. 22 Punkte Vorsprung, ein derart entfesseltes Team, dazu noch diese Kulisse – was sollte da noch schief gehen? Aber Basketball ist ein verrücktes Spiel, da darf man sich nie sicher sein. Das zeigte sich in den letzten zwei Minuten der ersten Hälfte, als Keltern mit einer 9:2-Serie von 18:40 auf 27:42 verkürzte.

Nur schnuppern, nicht rankommen

Herne hatte Keltern schnuppern lassen – also musste ein guter Start in Halbzeit zwei her. Und der gelang. Frericks traf erst für zwei, dann für drei, Attura ließ gleich noch einen Dreier folgen, und schon führte Herne wieder mit 21 (50:29/22.). Erloschen waren die Sterne damit aber noch nicht. Wieder einmal waren es jetzt Kalu und Thomas, die beiden geschmeidigen Guards, die das Heft in die Hand nahmen und ihr Team auch mit einer fast hundertprozentigen Quote von der Linie wieder zurück ins Spiel brachten. Bis auf zehn Punkte kamen die Gäste heran (53:43/27.). Zeigte Herne etwa Nerven?

Die Fans spürten: Jetzt waren sie noch mehr gefordert, jetzt brauchten Leidenschaft, Energie und Enthusiasmus der jungen Damen noch einen Schub von außen. „Herne, Herne“ schallte es von den Rängen, und das half: Loyce Bettonvil zog unwiderstehlich zum Korb, wurde gefoult und versenkte beide Freiwürfe. Danach dribbelte Kuijt unter dem Brett durch und traf mit dem Rücken zum Korb. Als im Anschluss Jasmine Thomas einen von zwei Freiwürfen vergab und Chloe Bully den Gegenangriff mit einem Dreier zum 60:44 (29.) abschloss, war die Durststrecke überwunden. Der HTC war wieder voll da und beendete das Viertel mit Burtons „and one“ zum 65:46.

Emina Karic beendet ihre Laufbahn

Noch aber waren die Sterne nicht zu schwarzen Löchern verglüht. Sie hielten dagegen, hatten aber nun Probleme, weil der HTC immer mal wieder auf Zonendeckung umstellte. Als Emina Karic, die mit dem Titelgewinn ihre Basketball-Karriere beendet, mit zwei starken Defensivrebounds und einem Steal gleich drei Gästeangriffe zunichte machte und zum 73:51 (35.) traf, da zeigte sich erstmals ein Strahlen in Marek Piotrowskis Gesicht: Der HTC-Trainer, der Magier, er wusste: Hier geht nichts mehr schief.

Ging auch nicht. Souverän spielte der HTC das Ding nach Hause – und ließ es danach richtig krachen. Als Emina Karic die Trophäe in die Höhe reckte, als die anderen über sie herfielen und im Goldkonfettiregen tanzten, da war der Gipfel erreicht, Momente puren Glücks. Mit einem Tränchen im Auge verabschiedete sich Emina Karic aus ihrer Halle, ihrem Wohnzimmer und bedankte sich bei allen: „Der Pokal war ja schon wahnsinnig. Aber was hier heute abgelaufen ist, irre. Oh Gott, ihr seid der Hammer.“ Ihr auch, Mädels.

 

Das Spiel in der Statistik

Herner TC - Rutr. Stars Keltern 80:60

Viertel: 23:10, 19:17, 23:19, 15:14. HTC:Frericks (18/1 Dreier, 11 Rebounds), Attura (13/3), Burton (11), Bully (9/1), Kuijt (8), Loyce Bettonvil (6), Karic (4), Sannes (3/1), Westerik (2), Jill Bettonvil (2), Garbin (2), Polleros (2).RSK: Kalu (20/1), Thomas (14), Pierre-Louis (10), Rakovic (6), Stach (4), Pudlakova (3/1), Kvederaviciute (2), Schüler, Deura, Tudanca.

Statistik (Herne – Keltern): Zweier: 50% (19/38) – 33 % (1854); Dreier: 30% (6/20) – 18 % (2/11); Freiwürfe: 77 % (24/31) – 75 % (18/24); Rebounds (Def./Off./Gesamt):35/10/45 – 25/12/37; Turnovers: 13 – 11; Assists: 14 – 5; Steals 4 - 9

 

Quelle: waz.de

 

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